Energiearbeit und Transformationsprozesse

– Ein Interview mit der Heilpraktikerin für Psychotherapie, Roswitha Funk-Aydemir

MG (Marianne Gallen): Ich freue mich, liebe Roswitha, dass Du bereit bist, uns hier Deine therapeutische Energiearbeit vorzustellen, die Du in langjährigen Trainings gelernt hast. Magst Du uns zunächst ein bisschen über diesen Ausbildungshintergrund erzählen?

RF-A (Roswitha Funk-Aydemir): Ja, gerne. Durch meine langjährige Meditationspraxis waren in mir „Kräfte“ aufgewacht, die ich sinnvoll kanalisieren wollte. Das war ein Anlass, mich intensiv mit heilender Energiearbeit zu beschäftigen. Außerdem hatte ich das Bedürfnis meine eigenen unerlösten Themen in einem geschützten Rahmen aufzuarbeiten. 

Ich fand dann 2008 in Uta Marie Reinbach, mit ihrer Heilerschule »Bewusstsein in meinen Händen«, eine Lehrerin, wie ich sie mir wünschte. Sie hatte genau das zu vermitteln, was ich lernen wollte: In ihrer Ausbildungsgruppe haben wir uns sehr gründlich mit dem Chakrasystem auseinandergesetzt und mit den Lebensthemen, die mit den einzelnen Hauptchakren in Zusammenhang stehen. Auch das Charakterstrukturenmodell aus der Körperpsychotherapie, die auf Wilhelm Reich zurückgeht, wurde als Grundlage gelehrt, was sich als sehr kostbar erwies. Wir haben Anteile dieser Strukturen im Laufe der Zeit in uns selber erforscht. Das war ein wesentlicher Bestandteil meines eigenen Heilungswegs und ermöglicht mir überdies bewusste Einfühlung in unterschiedlichste Persönlichkeiten. Nicht zuletzt haben wir im Laufe der drei Ausbildungsjahre ein umfangreiches Repertoire an energetischen Heilweisen an der Behandlungsliege erlernt. Von der Energiefeldausbalancierung, der Behandlung von sieben Energiefeldebenen, bis zur energetischen Organrekonstruktion. Das Sensorium in den Händen wurde geschult und wir haben das natürlich zwischen den jeweils viertägigen Seminareinheiten weiterhin geübt und dokumentiert. Auch die gezielte innere Arbeit war immer Teil der Hausaufgaben, so dass wir unsere eigenen Prozesse auch außerhalb der Schule durchlebten. Nach der Grundlagenarbeit kamen dann noch schamanische Techniken, sowie Channeling und Sterbebegleitung in unser Repertoire.

Inzwischen war Walid Daw, Pierrakos-Schüler und Leiter der Core-Energetics in der Schweiz, in die Heilerschule eingeladen worden und uns Absolventen wurde ein zweijähriger Aufbaukurs bei ihm angeboten. Bei ihm lernte ich vertieftes Wissen über die körperenergetischen Zusammenhänge, viele Körper- und Atemübungen, sowie ein erweitertes Spektrum an Prozessarbeit. Besonders die »Arbeit mit dem Inneren Kind« und mit Glaubenssätzen, erweisen sich als hervorragendes Werkzeug. Aber auch das direkte Befreien von seelischen Blockierungen über den Körperausdruck war wesentlicher Bestandteil in dieser Ausbildung. Wir haben dann noch ein drittes Jahr dran gehängt, weil es immer noch so viel zu lernen gab. Weiterhin liegt mir aber ganz besonders die feinstoffliche Heilarbeit mit Prozessarbeit an der Behandlungsliege, wie ich sie bei Uta Marie Reinbach vermittelt bekam.

MG: Mir kommt in dieser Aufzählung manches aus meiner humanistisch-psychologischen Körpertherapie-Ausbildung sehr bekannt und vertraut vor – der Umgang mit Charakter- und Persönlichkeitsstrukturen, Innere-Kind-Arbeit, Arbeit mit Glaubenssätzen – und anderes ist mir im klinisch-psychologischen Ausbildungskontext eher nicht begegnet, vor allem das weite Feld der »Energiearbeit«.

Bei Beratungs- und Therapieanfragen unter dem Stichwort »Spirituelle Krise«, werde ich allerdings sehr häufig mit Beschreibungen von Energiephänomenen konfrontiert. Die Menschen berichten von übermäßigen Hitzeempfindungen, Körper-Sensationen, die sich »elektrisch« anfühlen und starken Ungleichgewichten in ihrem energetischen Körperempfinden.

Könntest Du vielleicht mal schildern, welche therapeutischen Möglichkeiten Deine Energiearbeit bei solchen Leidensgeschichten bietet?

RF-A: Wenn die Kundalini sich auf den Weg gemacht hat, kann sie sich mitunter sehr quälend auswirken. Für diesen enormen Energiestrom sind die Energiekanäle meist nicht vorbereitet. Außerdem stoßen diese Kräfte auf Widerstände im eigenen Energiesystem, was sich körperlich und seelisch sehr schmerzhaft äußern kann. Es kann auch sein, wenn die Wirbelsäule und das Chakrasystem nicht ausreichend durchlässig sind, dass sich die gestaute Energie andere Wege nimmt und starke Dysbalancen die Folge sein können.

Auch als Energetikerin begegne ich der Kundalini und ihren ungestümen Kräften mit großem Respekt. Was immer an erster Stelle steht – so arbeitest Du auch – ist die Erdung: Wie bei einem Blitzableiter. Sich barfuss in der Natur zu bewegen kann zum Beispiel sehr entlasten. Körperlich anstrengende Arbeit kann überschießende Energien wohltuend binden. Wenn aber die betroffene Person sich erschöpft fühlt, durch die innerlich kämpfenden Kräfte, wird weitere Verausgabung gar nicht gut tun. Es gilt dann eher, den Strom in die richtigen Bahnen zu lenken und blockierende Widerstände auf längere Zeit behutsam zu lösen. Dafür bietet Energiearbeit einige Techniken der Harmonisierung an der Behandlungsliege, oder über regulierende Atmung.

Eine einheitliche Methode fällt mir nicht ein, da die Menschen so unterschiedliche Symptomatiken zeigen, welche individuell angeschaut werden müssen. In der Begleitung ist für mich besonders der Körper-Seele-Zusammenhang bedeutsam, auch energetisch gesehen. Wo und wie im Körper äußern sich Schmerz oder Unwohlsein? Welche Ängste plagen dabei und wie zeigt sich das im Körper? Mit welchen Lebensthemen steht dieser Körperbereich im Zusammenhang? Welche Traumata körperlicher und seelischer Art liegen in der Vorgeschichte? Und schließlich stellt sich den Betroffenen durch Kundalini oft auch die verunsichernde Frage: Bin ich überhaupt die Person, welche ich glaubte zu sein? Da deckt sich die Energiearbeit mit der transpersonalen Psychologie. Die Kundalini ist ja eine radikale Wahrheitssucherin. Sie will Klarheit schaffen und lässt keinen Stein auf dem anderen, den wir in unserer Vorgeschichte zum Schutz gemauert hatten. Als Energetikerin werde ich den Schmerz dieser Ent-Wicklungs-Wehen nicht verhindern können, sondern allenfalls erleichternde Bedingungen schaffen helfen. Zur Begleitung gehört auch, Verständnis für die inneren Vorgänge zu vermitteln. Das führt zu mehr Vertrauen und damit  weniger Angst und Abwehr.

MG: Für mich ist neben der Erdung noch das Stichwort »Zentrierung« wichtig, wenn es um den Umgang mit Kundalini-Phänomenen geht. Im Kundalini-Modell ist ja oft davon die Rede, dass ein Aufstieg im so genannten »Zentral-Kanal«, auch Susumna-Nadi genannt, die wenigsten Probleme verursacht. Ich versuche da in meiner therapeutischen Arbeit immer rüberzubringen, dass im Mittelpunkt des Kundalini-Prozesses die Durchlässigkeit und Zentrierung zwischen Himmel und Erde steht. Ist diese Mitte stark, können Störphänomene nicht wirklich angreifen. Wie siehst Du das?

RF-A: Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Energiearbeit kann ein Hilfsmittel sein, sowohl die Durchlässigkeit, als auch die Zentrierung zu unterstützen.

MG: Reicht das bei Dir aus, wenn diese Arbeit einmal pro Woche in einer Therapiesitzung stattfindet, oder gibst Du den Menschen auch Übungen mit auf den Weg, die sie regelmäßig praktizieren sollen?

RF-A: Das wird ganz individuell geregelt. Ich gebe zum Beispiel eine Übung mit, die sinnvollerweise regelmäßig oder aber direkt zur Linderung von akuten Beschwerden angewendet werden soll. Möglicherweise erledigt sich das Problem dadurch oder der Umgang mit den Beschwerden wird leichter, so dass keine weiteren Termine nötig sind. Für Aufarbeitungsarbeit empfiehlt es sich auf jeden Fall regelmäßige Therapiesitzungen im Takt von 1 bis 2 Wochen zu verabreden. Da steht dann zu Hause die Verarbeitung an erster Stelle und weniger das Üben. Aber verallgemeinern möchte ich auch da nicht.

MG: Ich selbst verstehe den transpersonalen Paradigmenwechsel in der Grundhaltung der Begleiterin als eine Entwicklung vom Tun zum Sein. Damit hat sich auch mein Verständnis über den Stellenwert von Übung gewandelt. Die Idee ist da jetzt eher, gefrorene und stockende Prozesse wieder zum Leben zu erwecken, als durch den Einsatz von Übungen irgendwelche vorgegebenen Ziele zu erreichen, wie es im klassisch-psychotherapeutischen Setting oft beschrieben wird. Wie siehst Du das?

RF-A: Und doch ist es Ziel, die gefrorenen Strukturen schmelzen zu lassen, den Stau zu lösen und gleichzeitig innere Stabilität aufzubauen. Da die energetischen Schutzmauern ja bisher eine wichtige Funktion erfüllten, ist der Aufbau innerer Stabilität, sprich Selbstvertrauen, absolut grundlegend. Das nur der Kundalini zu überlassen birgt die Gefahr in eine angstvolle Identitäts-bzw. Orientierungskrise abzurutschen. Es gibt also schon etwas zu tun und die Begleitung erfordert Feingefühl und Verantwortungsbewusstsein. Übungen können im Prozess durchaus nützlich sein. Manchmal ist es auch einfach die Übung des Loslassens, des Vertrauens. Wir kennen das ja von der Meditation. Sobald man etwas mit ihr erreichen will, ist es unmöglich in die Tiefe zu gehen. Nur durch Geschehenlassen ist Meditation möglich. Und Meditation wiederum kann Tore ins transpersonale Bewusstsein öffnen. Diese Zusammenhänge haben paradoxe Züge. Das »Ziel« wird im Kundaliniprozess tatsächlich das Leben aus dem SEIN und aus der Essenz sein. Transpersonale Begleitung kann sich dabei auch als reine Präsenz zeigen. Wenn ich als Begleiterin gut im Vertrauen und im SEIN verankert bin, ist es auch meinem Gegenüber leichter, sich dem Geschehen hinzugeben. Dann bin ich einfach Zeugin und alleine die aufmerksame Wahrnehmung in Liebe wird diesen gemeinsamen inneren Raum auch für die andere Person zugänglich machen.

MG: Herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch!

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Das Interview führte Marianne Gallen

Zur Praxiswebsite von Roswitha Funk-Aydemir: Heilpraxis Holzheim

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