Als ich verlor, was ich niemals war – Buchbesprechung

 – Wie der Buddhismus mein Leben verändert hat
von Matthias Dhammavaro Jordan

„Das ist für mich Freiheit! Alles zu leben, bis keine Sehnsucht mehr bleibt… weil man tief erkannt hat, dass es nichts gibt, das es wert wäre, zu sein, zu haben, zu werden oder festzuhalten…“

So fasst der deutsche Meditations- und Achtsamkeitslehrer und Heilpraktiker für Psychotherapie Matthias Dhammavaro Jordan eine seiner wesentlichen Erkenntnisse aus 12 Jahren gelebtem buddhistischen Mönchstum zusammen.  Dieser Satz lässt die Leser*innen auch erahnen, was mit der paradoxen Buchüberschrift „Als ich verlor, was ich niemals war“, gemeint sein könnte.

In seinem autobiographischen Roman nimmt uns der Autor in eine Erfahrungswelt mit hinein, die er in seinen Mittzwanziger Jahren als Thailand-Tourist zum ersten Mal betreten hatte: Übersatt vom genüsslichen Strandleben mit Freundin brach er damals spontan zu einem 10-Tages-Retreat in einem Waldkloster der buddhistischen Theravada-Tradition auf.  Wie andere Westler auch, unterzog er sich dort einem streng reglementierten Ablauf aus Sitz- und Gehmeditationen und ließ seine Gedankenwelt  auf die täglich stattfindenden Dhamma-Unterweisungen ein.

Dieses erste Eintauchen in die Achtsamkeits-Lehren der thailändischen Waldtradition übte auf ihn eine starke Faszination aus. Es entstand innerlich eine Ahnung, dass sich in dieser Übungspraxis für ihn ein Lebenssinn offenbaren könnte, der ihm bisher verschlossen war. Schon im dritten Retreat reifte die Entscheidung heran, länger dort zu verweilen und er verwandelte sich auch äußerlich nach und nach zum buddhistischen Mönch, ließ sich die Haare abschneiden und legte die Robe an. Einige Jahre später besiegelte er mit dem Versprechen, von nun an 227 strenge Mönchsregeln zu befolgen und einem neuen Namen (Dhammavaro), seine Ordination als vollständiges Ordensmitglied dieser Tradition. Eine Partnerschaft hatte da auch keinen Platz mehr.

Im Buch schildert er verschiedene Stationen und Erfahrungen auf diesem entbehrungsreichen Weg, fern von jeglicher Ablenkung durch moderne Medien oder andere Sinneseindrücke, meist allein in einsamen, spärlich eingerichteten Waldhütten in faszinierender Landschaft. Die immer wieder neu auf den Prüfstand gestellte buddhistische Achtsamkeitspraxis begleitet dabei alles – den Umgang mit Menschen, Schlangen und anderen wilden Tieren genauso, wie die intensiven Bewegungen im eigenen Inneren, die bei einer so schlichten und asketischen Lebensgestaltung unweigerlich in den Mittelpunkt der Selbstwahrnehmung rücken.

Die spannend, sehr persönlich und wahrhaftig erzählte Lebensabschnitts-Autobiographie  findet  mit der Schilderung einer schlichten Entrobungs-Zeremonie (dem Ordens-Austritt) fast schon ihr Ende. Dazu, wie es auf dem „weltlichen Marktplatz“ danach weiter gegangen ist, liefert der Autor noch ein paar kurze biographische Fakten und bietet einige philosophische Überlegungen als Einladung zum Selbst-Weiterdenken an.

Ich fand das Buch von der ersten bis zur letzten Seite sowohl fesselnd geschrieben, als auch in vieler Weise inspirierend für meine eigene Achtsamkeitspraxis. Gerade die erlebensmäßige Schilderung von Begegnungen und Situationen, in der sich eine solche Übungspraxis im Alltag bewähren muss und der „inneren Kämpfe“, die dabei oft stattfinden, haben mich mitnehmen können.  Für alle Achtsamkeits-Interesssierten eine gute Empfehlung!

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Taschenbuch: 352 Seiten, ViaNova Verlag; (1.Auflage, Dezember 2019),  Preis: 20 €

https://www.verlag-vianova.de/als-ich-verlor-was-ich-niemals-war.html

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